Galerie Mezzanin

Bei unserer Arbeit sind wir von zwei Grundlagen ausgegangen: zum einen von einer szenographischen und zum anderen von einer sehr basalen skulpturalen Grundlage. Wir wollten einen Theatertext finden, welcher eine Diskussion über die Zweideutigkeit und Erscheinung von Objekten in den Vordergrund stellt. Jean Paul Sartres 'Die Fliegen', eine existenzialisierte Oresteia, war von Interesse, weil sich so viel in der Welt des Existenzialismus durch Objekte konstruiert. Sartres Existenzialismus kennzeichnet sich dadurch, daß Perioden der Entfremdung stets Konfrontationen mit Objekten vorausgegangen sind. Der existentialistische Held beobachtet immer, wie die Qualitäten alltäglicher Objekte aus dem Blickfeld verschwinden und nur eine Dichte, Existenz genannt, übrig bleibt. Das Wirkliche ist abhängig von den verschwindenden Qualitäten und es gibt keine Kontroversen, was die Wirklichkeit auf der Ebene der Qualitäten betrifft.

 

Ironischer Weise macht der Existenzialist die Qualitäten der Dinge deutlich; wahrgenommen allerdings anders als in Momenten epiphanischer Zusammenbrüche existentieller Entfremdung. Nennen wir sie ursprüngliche Qualitäten. Die Destabilisation der Gewißheit von Eigenschaften ist existentialistisch (sie existieren oder sie existieren nicht) und hat nichts mit Fragen über den Ursprung der Eigenschaften an sich zu tun. Die wahre oder falsche Natur dessen steht interessanter Weise mit der analytischen Philosophie in Verbindung. Was ist nun die existentialistische Requisite?

 

In 'Die Fliegen' sind sie nicht alltäglich, real sondern herabgesetzt. Das ist zu erwarten, aber warum? Das Wirkliche definiert als eines ohne Qualitäten ist notwendiger Weise erniedrigt. Für mich ist es aber unklar, warum sich dieses in erbärmliche Dinge in der Welt übersetzt. Die Requisiten grenzen an das Spektakuläre: blutige Wände, Zeus-Statue mit blutigen Wangen etc. - diese Extravaganz der Requisiten interessierte uns. Wir hatten die Liste der Dinge und wir fragten uns: „Welche Art von Qualitäten sollte eine Zeus-Statue haben oder welche Art von Qualitäten sollten blutige Wände haben?“ Ich arbeite nie so und es war etwas, auf das ich innerhalb des Projektes wirklich neugierig war, auf diesen Nullpunkt der Kreation.


Wir gingen über den Text und erzeugten eine Art Requisiten- / Objekt- / Schauplatzliste, aber es wurde schnell klar, dass wir an einer Nichtbefolgung der Ansprüche des Stücks interessiert waren. Als wir die Objekte machten, die „Speech Model from 'The Flies'“ werden sollten, schlossen wir uns von jeglicher begrifflich figürlichen Logik aus. Wir entschieden einfach skulpturellen und bildlichen Wünschen, wie auch der Sprache, durch welche Theater und Skulptur sprechen könnten, nachzugeben.


Der Fokus war Eigenheiten und Zweideutigkeiten zwischen Typen von Objekten, Wiederholungen dieser Typen, Wiederholungen von Motiven innerhalb der Installation, Suggestion, Intonation (wie in der Hysterie oder Niederträchtigkeit einiger Motive und Gestiken, welche sich durch das Stück ziehen) näherzubringen. ALL DAS ist als ein Weg gegeben, die Funktion der Sprache und ihre Suche nach Anerkennung zu imitieren, um alle repräsentativen Verbindungen zum Stück zu reduzieren. Am Ende konzentrierten wir uns mehr auf die Suggestivität der Objekte und es hat Freude bereitet, die Objekte in ihrem Gleichgewicht zu lassen, etwas anzudeuten - im Sinne von verschiedene Gespräche anregen - ohne jemals wirklich übertrieben pathetisch und die Kulisse für Jean Paul Sartres existentialistische Tragödie 'Die Fliegen' zu werden. Die Bühne war miteinbezogen, aber letztendlich nicht dargestellt.


Die resultierende Installation deutet auf eine andere, größere theatralische Konstruktion hin. Durch verschiedene skulpturelle Ausdrücke scheint sie sich nach einer Art von Aktion zu sehnen, nach einer Art von Performance. Diese Sehnsucht ist zuweilen ersichtlich – die Treppe, welche für ein Puppentheater gebraucht werden könnte, ein Gumdrop aus gelbem Zeug, das ist szenisch. Die Vorhänge, Seconal-Vorhänge, die das Licht abschirmen können, sind provisorisch. Ereignislose Objekte, die eine entfremdende Assoziation hervorrufen: „Schließe die Vorhänge, schirme das Licht ab, lass mich einfach schlafen“. Es gibt eine fundamentale Zweideutigkeit in den Materialien selbst – manchmal ärmlich und lose, ein anderes mal nahezu eine Art Meisterwerk.