Man wird wohl nicht alt als Künstler, der von Liebe und Wasser leben will. So häufen sich die Entscheidungen rund um die künstlerische Arbeit, die kaum etwas damit zu tun haben, und trotzdem den Weg zum Werk bereiten. Wie Pontormo in seiner Chronik nebst seinem Werk seine Existenz bis zur Aufzeichnung seiner Mahlzeiten und Krankheiten wahrnimmt, lässt sich auch Alexander Wolff keine Ruhe damit sein Werken immer im gesamten Rahmen seiner Existenz zu befragen, und immer wieder zu beantworten. Seine Produktion ist ein fortwährendes Antworten, eine absolute Bejahung des Lebens. "Schon die Handlung, der Akt sich irgendwo hinzustellen und etwas zu sagen ist eine Behauptung" schreibt Jutta Koether. Die Behauptung ist also schon längst passiert, und was sie genau behauptet ist eigentlich egal.
Die mit dem Subjekt ins Leben gerufene Modernität nimmt Wolff als Grundriss, um seinen eigenen Lebensentwurf zu produzieren. Dass in seiner ersten Berliner Einzelausstellung gerade die Diskussion vom zentrierten Motiv und der All-over Komposition als Grundmotiv fungiert, sollte einen nicht überraschen, da es gerade darum geht, zu finden wie man da stehen kann, ohne eine Affirmation halten zu müssen, die sich in unendlichen Debatten verlieren würde. Im Medium Malerei führt Alexander Wolff einen aufmerksamen und vorsichtigen Dialog mit ihren Bestandteilen Stoff und Farbe, um sie, nicht wie etwa Stephen Parrino, zu überspitzen und zerstörerisch der Geschichte ins Gesicht zu werfen, sondern mit der freudigen Geduld, sie immer wieder zu kombinieren und zusammen-zusetzen zu Momenten, die wie Hochstände einen Ausblick behaupten und gleichzeitig Teil eines weiten Netzes sind. Patchwork kann man sagen, und damit liegt man gar nicht weit weg von einer Technik, die sich in der Not distanziert von dem bedient, was da ist.
Alexander Wolffs Werke sind vorerst mal richtig da, im Raum der Galerie ausgestellt, sogar inszeniert. Die Umgestaltung des Raumes folgt weniger einem vom Künstler entworfenen Szenario als den Gegebenheiten vom Raum selbst: Kalter dunkler Boden, komplizierter Grundriss, Rohre und Unebenheiten. Dramatische Gegenstände, die die Werke aufladen könnten mit einer oder anderen Bedeutung. Wolffs Antwort ist kein noch weisserer Kubus, sondern eine räumliche Weiterführung seines Stils in den Raum. Seine phänomenologischen Eingriffe wie das Ändern der Bodenfarbe sind weniger eine Neutralisierung, als ein sinnliches Denken, die den Galerieraum in einem Ort anfertigt, der bereit ist, die einzelnen Arbeiten zu empfangen. Konkret bedeutet dies dann, dass die Umgestaltung der Wände mit Papierbahnen ein eigenes Anordnungsmuster für die Hängung produziert, welches Wolff mit einer Reihe von originalen Entscheidungen bespielen kann.
Alexanders Wolffs Malerei spricht nicht von einer Welt, sie schafft eine, die den Anspruch stellt formal und im Ausdruck offen zu bleiben und sich nie in einer Bedeutung festzulegen. In diesem Sinne kann man sie als absolut originale Arbeit betrachten, die das Erbe der Modernität, die Neuansiedlung des verfremdeten Subjekts, in schlichtester Weise als konkrete Praxis aufnimmt.
Yves Mettler