Herzlich Willkommen liebe Avantgarde, liebes Publikum. Ein Lächeln, eine
Hand. Das ist auf dem Land immer anders, weil da grüsst jeder jeden, die
Avantgardisten die Modernen und das Publikum, die Konservativen, die
Traditionellen, und das Publikum, kenn' ich den jetzt, in Wien ist das
anders, weil da grüsst jeder jeden, küss’ die Hand, aber in Wien ist es schon
wieder so, da komme ich her, nein, ja, da sind wir ja, dass sie einen
anquatschen, zu, das ist mir schon passiert, weil da jeder jeden grüss,
hallo, da ist einem fad, der steht vor einem Geschäft, einer Tränke und
überlegt, kenn' ich den jetzt, und überlegt noch zwischen Bier und Wasser,
und dann ist ihm fad, ob man hier rauchen darf, und ihm ist fad, er will
woanders hin, weil Wien anders ist, doch kann er nicht, weil er sich nicht
rühren kann, alles angekettet ist wie das Rind im Stall, und er grüsst
Servas und erzählt dir die Geschichte von der ganzen Strasse, das ganze
Geschäft, 600 Flaschen, und wer sich da umgebracht hat, tschau, mit einer
Bierkette hat sich der erwürgt, Alkoholvergiftung und was dort passiert
ist, Habedieehre, den hat man eingefroren, im Styropor vereist, nein, ein
Hamsterkäfig wars, Herzlich Willkommen, weil da jeder jeden grüsst, der Raum
wird thematisiert, ein Hotdog, an dem er fast erstickt wäre, da ist er
immer wieder mit dem Kopf gegen die Wand gerannt, bis das Thermometer
ausgeblutet ist, der Hotdog unten war, die Schweizer Firma etwas wollte:
Geld zurück, aber da war doch noch etwas mit Rindviechern, richtig, ein
fünf Fehlerbild, die Künstler selbst, Erjautz und Kienzer, wo sie so durch
die Steiermark geritten sind, mit Lego-Mützen auf dem Kopf oder waren es
jetzt sechs? Fünf Füsse hat die Kuh. Stand da nicht Adolf drauf? Und da war
da noch der Graf da in der Mariahilferstrasse, in so einer Seitengasse, dort
wo Gott wohnt, salut, auch der muss sich in Puppenmöbel waschen, und dann,
dann hat er mir die ganze Geschichte erzählt, den ganzen Raum,
abgeschliffen, angemalt, die ganzen Brösel, ich dachte, man hat einen
Kasten weggebeamt, die Neonröhre hingepickt, was so passiert ist, ihm war
einfach fad, ade, steht vor einem Geschäft, einem Schaufenster, wo nichts
drinnen war, nur Sprache, Erjautz, Kienzer, 1998, Titel, und das erzählt
dir die Geschichte von der ganzen Strasse, der ganzen Ausstellung, der
ganzen Kunstgeschichte, Menschheit, Universen, alles, und früher einmal,
liebe Avantgarde, da war ich oft in Wien, herzlich willkommen, ein Lächeln,
eine Hand, da sind wir durch die Strassen gegangen, auf einmal schauen ein
paar Mädchen herunter und sie sehen alle gleich aus irgendwie, leicht
psychedelisch halt, so als wären sie vom Video, in Monitore eingespannt,
als hiessen alle Hamsterbauer, als wären alle Galeristinnen, und schreien
tun sie alle fünf: He, kommt rauf, wir haben eine Party und so, Mezzanin
und so, weil da jeder jeden grüsst, aber einen Doppler brauchen wir, weil
man sich mit dem Bier hier nicht bewegen kann, alles angenietet ist, und
ein andermal am Westbahnhof, noch früher, ich habe da so eine Runde
gemacht, auf einmal kommt ein richtig gutgekleideter Mensch, also kein
Sandler oder irgendwas, mehr ein Kritiker, ein Sammler vielleicht gar, ein
Kurator eventuell, mein Gott, grüss Gott, und sagt er, was haben sie denn da
drinnen in der Tasche, im Rucksack, weil da ja jeder jeden grüsst, Herzlich
Willkommen sagt und liebe Avantgarde, na, ich bin eingestiegen darauf,
sage: Ja, ich war gerade bei einer Ausstellung, Mezzanin,
Mariahilferstrasse, Erjautz und Kienzer uns so, 1998, Hamster Hotdog, die
optimale Version und so, habe die Ehre, und dann, das hat ihn gar nicht
interessiert, dann, dann hat er mir von seiner Arbeit erzählt, gut Holz,
dass er ein Schriftsteller ist, und ein neues Buch herausgekommen ist,
Bibapoh, ein Lächeln, eine Hand, und dass er so blöd ist, weil da jeder
jeden grüsst, und jetzt weiss er nicht, was er machen soll, arrividerci, zwei
Strassen weiter sag ich Wiedersehen, aus wars, so Sachen passieren nur in
Wien, baba, in Linz weniger, pfieti.
- Franzobel