Galerie Mezzanin

Thomas Bayrle
Rosenkranz

Press release

Wir freuen uns sehr, die erste Einzelausstellung von Thomas Bayrle in der Galerie Mezzanin ankündigen zu dürfen!

 

Nach seiner Arbeit für die Wiener Staatsoper, dem in der Saison 2003/2004 von Thomas Bayrle gestalteten eisernen Vorhang, seiner Installation in der Arbeiterkammer Wien im letzten Jahr und der Teilnahme an der von Peter Kogler im Jahre 2006 kuratierten Ausstellung in der Galerie Mezzanin, ist dies die erste Einzelausstellung des Künstlers in Wien.

 

Zentrum und Ausgangspunkt der Ausstellung „Rosenkranz“ ist ein aufgeschlitzter VW-Motor. Eine arbeit, deren Verwirklichung Thomas Bayrle schon seit Jahrzehnten in sich trägt und die paradigmatisch, geradezu Brennpunkthaft, die geistige und künstlerische Praxis seines Werkes vereint. Rosenkranz verbindet den kontemplativen Klang des Gebets mit den Geräuschen der industrialisierten Welt und erinnert an das monotone Werken eines Webstuhls, wie der Reifen an ein Webrad, auch hier gepaart mit der Repetitivität des Rosenkranzes. Mit diesen Referenzen zur Automobil- und Textilindustrie und deren Implikationen (Wiederholung, Automatisierung, Kontemplation) artikuliert der Künstler eine Parallelität zwischen Industrialisierung und Kirche und macht Strukturen sichtbar, die der Moderne zugrunde liegen, wie auch auf die deutschen Nachkriegsjahre verweisen.

 

Weitere Arbeiten aus den Jahren 1976 bis heute unterstreichen das „Muster“ der Ausstellung: Mit seriellen Verfahren wie der Kopie oder dem Druck schafft Bayrle Motive aus einzelnen sich wiederholenden Elementen. Motive bestehen aus multiplizierten Teilen, die als Vielfaches von Formen und Piktogrammen – als „Ideen“ – mehr eine Form des Schreibens darstellen als Bildzeichen. Die Welt des Konsums und der Kirche sind dabei der Fundus für seine Formationen, ein Umstand der seine Kunst oft in die Nähe der Pop Art rückt, die bei ihm irgendwo zwischen konkreter Poesie und Konzeptkunst ihren Platz findet.

 

"Die „westliche“ Entsprechung der „östlichen“ Meditation war über lange Zeiten das Gebet. Seine Formen reichen von tiefster Inbrunst bis zu literarischer Winkeladvokatie – im Hader mit Gott. – Im Halbdunkel der Kirche sitzen alte Frauen und beten den Rosenkranz. Dicht gedrängt – auf Bänken – murmeln sie wie ein unheimlicher Bach. Sind sie summender, kollektiver Leib, der – endlos langsam – Kugel für Kugel durch seine Hände bewegt. Sie arbeiten am großen „Geweb“ und murmeln und weben stundenlang. (das hatte ich fast vergessen)

 

Im rasenden Lärm einer Fabrikhalle – der Weberei Gutmann in Göppingen – kam das Gemurmel der Frauen im Sing-Sang der Maschinen auf mich zurück. Die Kurbelwellen der Webautomaten sangen bei einer bestimmten Frequenz „menschlich“. Wie 2 Kupplungsscheiben gingen die Gesänge aufeinander zu und schlossen sich kurz. So kamen die Stimmen von Innen heraus … das Gemurmel als Bässe verschmolz mit dem jammernden Metall zu einer Einheit. So singsang ich die Stunden und Tage durch – und konnte 1 Jahr überwintern. – Auch in den Discos – oder beim Autofahr’n – schlich dieser geheime Sing-Sang mit … als wären die Frauen tief im Getriebe eingeschlossen und drängten durch die Vibration nach außen. Oder als Unwucht der Reifen – die begreifen – dass – VA TER UN SER DER DU BIST IM HIM MEL als Profil in ihnen steckt – und während sie rasen – sie beten … auf 300 km … 1.244.000 mal."

Thomas Bayrle

A U T O M E D I T A T I O N

19.2.1987

 

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