Galerie Mezzanin

LZ Was hat es mit dem Ausstellungstitel „Musis et Mulis“ auf sich?

 

CM Ich fand es anfangs amüsant, dass in diesem Raum Stall und Museum eine Verbindung eingehen. „Musis et Mulis“ drückt genau das aus: „den Musen und den Maultieren“. Ich habe diese Phrase in einem Text über die Preußische Akademie der Künste in Berlin gefunden. Bei ihrer Gründung 1697 wurde sie im Obergeschoss des königlichen Marstalls eingerichtet, und irgendein humorvoller Zeitgenosse schlug damals vor, am Eingang ein Schild mit diesem Spruch anbringen zu lassen. Der Titel spricht demnach nicht nur die verschiedenen Nutzungen des Prunkstalls über die Zeit an, sondern spannt gleichzeitig einen Bogen nach Berlin und in das beginnende 18. Jahrhundert, was in der Installation selbst ja auch zum Thema wird. Diese räumliche Verbindung Stall/Museum scheint zu Beginn der europäischen Museumsgeschichte übrigens gar nicht so ungewöhnlich gewesen zu sein. Auch in Wien war die Kunstsammlung lange Zeit in der Stallburg untergebracht.

 

LZ Du gehst also für deine Installation ganz konkret vom Ort, seiner Funktion und seiner Geschichtlichkeit aus. Welche Fragen standen für dich am Anfang der Auseinandersetzung nachdem wir dich eingeladen hatten, hier ein ortsspezifisches Projekt zu entwickeln?

 

CM Zunächst einmal empfand ich den Raum als sehr voll, nicht nur mit Objekten, sondern auch mit Geschichten und Zeitschichten. Bei ortsspezifischen Projekten wie diesem bin ich immer daran interessiert, welche Geschichte der Raum in sich trägt, was in ihm herumgeistert. Hier schien es zwischen diesen verschiedenen Schichten aber kaum einen Dialog zu geben, es fehlte ein Gleichgewicht. Die wichtigste Frage war für mich also: Wie kann ich zwischen so unterschiedlichen Zeitträgern wie barockem Prunkstall, spätgotischen Altarbildern und modernem Display Verbindungen herstellen, die etwas Spannendes erzählen würden?

 

LZ Was waren erste Anhaltspunkte, von denen ausgehend sich deine Recherche entwickelt hat?

 

CM Zwischen den mittelalterlichen Gemälden, die ja allesamt für den Kirchenraum gemalt wurden und ausschließlich Bibel themen behandeln, und dem barocken Raum mit seiner Geschichte als Pferdestall schien es keine offensichtlichen Verbindungen zu geben. Als ich mich aber von der Ikonografie der Bilder löste und begann, sie als Objekte zu betrachten, wurde mir klar, dass die Verknüpfung über die Materialität der Dinge und deren Transformationen über die Zeit laufen könnte. Ich habe mich dann vor allem mit den Rückseiten der Tafeln beschäftigt und damit, was diese über die Geschichte der Bilder erzählen. Es ist heute kaum nachzuvollziehen, dass man noch weit ins 20. Jahrhundert hinein in den Museen solche mittelalterlichen Altarbilder, die ja bemalte Holztafeln sind, in der Mitte zersägt hat, um aus zweiseitigen Bildern zwei Einseitige zu machen. Diese Bilder waren ja nicht dafür gedacht, an einer Wand zu hängen, sondern sollten vielmehr als bewegbare Objekte an verschiedenen Tagen mal die eine, mal die andere Seite zeigen. In den kunsthistorischen Museen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts scheint es für solch ein dreidimensionales Verhältnis zur Malerei aber kein Verständnis gegeben zu haben. Eine der beiden Seiten nicht zu zeigen, galt wohl als Verschwendung. So ging der Transfer dieser Bilder von ihrem ursprünglichen Bestimmungsort, der Kirche, in den Museumskontext oft mit einer gewaltsamen Handlung einher. Und da die nun zersägten Holztafeln zu dünn waren, um noch stabil an der Museumswand die Zeit zu überstehen, wurde auf ihrer Rückseite, die man korrekterweise ihre Innenseite nennen müsste, eine Stützkonstruktion angebracht. Hier finden sich schon zwei der Leitmotive dieser Ausstellung: die Transformation über die Zeit und das Stützen.

 

LZ Du spricht einen ganz wesentlichen Aspekt an, mit dem sich die Museumswissenschaft intensiv beschäftigt: Was passiert mit einem Artefakt, wenn es aus seinem ursprünglichen (Bedeutungs-)Zusammenhang herausgelöst wird und Eingang ins Museum findet? Der Historiker und Museologe Krzysztof Pomian schreibt in seinem einflussreichen Werk „Der Ursprung des Museums. Vom Sammeln“ davon, dass Dinge im Museum zu Semiophoren werden, zu „zweigesichtigen Gegenständen“, die als Zeichenträger und Verweisobjekte die Kommunikation aufrechterhalten „zwischen dem Unsichtbaren, aus dem sie kommen [...] und dem Sichtbaren, wo sie sich der Bewunderung aussetzen“. Sie haben eine materielle und eine semiotische Seite, die gleichermaßen wirksam werden in ihrer zweiten Vita im Museum. Dass diese De- und Re-Kontextualisierung nicht nur auf einer semiotischen, sondern auch auf einer materiellen Ebene tatsächlich greifbar wird, wie hier, ist wirklich besonders. Der Akt des Spaltens und des Stützens, Transformationsprozesse über die Zeit, sind wie du sagst, zu Motiven deiner Installation geworden. Bleiben wir zunächst noch bei den Bildtafeln und ihrem Display, in das du vor dem Hintergrund ihrer materiellen Transformation gezielt eingreifst.

 

CM Den Begriff des zweigesichtigen Gegenstands könnte man in dem Zusammenhang ganz wörtlich nehmen! In der Installation selbst werden diese zwei Gesichter nun sichtbar gemacht, indem einige der Bilder umgedreht werden und ihre gestützte Rückseite zeigen. Eine Anregung dazu war auch die sehr dichte und massive Art der Bildhängung, für die man sich im Prunkstall entschieden hat. Der kuratorische Gedanke hinter dieser Präsentationsform war ja mehr oder weniger alles gleichzeitig zu zeigen, was sich an mittelalterlicher Kunst im Besitz des Belvedere befindet.

 

LZ Ja, genau. Es handelt sich um ein Schaudepot, dessen Konzept es ist, nicht einzelne Werke aus einer Sammlung hervorzuheben, sondern den Bestand möglichst zur Gänze, nicht vereinzelt, sondern verdichtet zu zeigen.

 

CM Durch das Umdrehen einiger Bilder breche ich die geballte biblische Ikonografie auf dieser Wand ein wenig auf. Die zum Großteil aus aufgeleimten Holzlatten oder Holzplatten bestehenden Stützkonstruktionen auf den Rückseiten bauen eine Spannung zu den anderen Bildern auf, da sie nun selbst als Bilder erscheinen, die man wohl eher mit modernen Begriffen wie konstruktivistisch oder abstrakt charakterisieren würde. Hier schieben sich die verschiedenen Zeiten, die diese Bildobjekte vereinen, auch sichtbar ineinander, ohne dass ich irgendwas hinzufügen musste.

 

LZ Der Eingriff des Umdrehens der Bildtafeln erscheint als wirksame und zugleich minimale Geste, tatsächlich aber steht ein längerer Prozess der Zusammenarbeit mit den Mittelalter- ExpertInnen der restauratorischen und kuratorischen Abteilung dahinter.

 

CM Es stellte sich heraus, dass diese Idee alles andere als leicht zu realisieren war. Das Alter der Werke – sie stammen aus dem 15. und 16. Jahrhundert – und ihre Spaltung vor rund 100 Jahren, haben dazu geführt, dass sie heute sehr fragil sind. Allein der Akt des Umdrehens kann für manche Tafeln schon gefährlich werden. Ein Aspekt, den ich interessant fand, war zum Beispiel, dass die an den Rückseiten angebrachten Stützkonstruktionen für die RestauratorInnen oft das größte Problem darstellen: Das eine Holz arbeitet gegen das andere und baut Spannungen auf, die zu Rissen führen. Was ursprünglich das Objekt retten sollte, bedroht es also auch gleichzeitig. Die Auswahl der Bilder musste deswegen in enger Zusammenarbeit mit der Restauratorin getroffen und eine technisch möglichst sanfte Lösung für die Hängung gefunden werden. Ähnlich kompliziert wurde es mit den ausgestellten Baumstämmen, die aufwendige Prozesse durchlaufen mussten, bevor sie ins Museum gelassen werden konnten. Um die mittelalterliche Kunst nicht zu gefährden, wurden sie maschinell getrocknet und dann „entwest“, was bedeutet, dass sie wochenlang mit Gas behandelt wurden, bis alles Lebendige aus ihnen entwichen war. Das schien mir schon ein wichtiger Aspekt dieser Arbeit zu sein, auch wenn er nicht sichtbar ist: Erst nach Entwesung seines bisherigen Wesens kann das Ding als Kunst im Schutzraum des Museums überleben. Nach einer Transformation auf mikroskopischer Ebene.

 

LZ Die Geschichte der erwähnten Baumstämme ist sehr speziell und führt uns wie der Titel Deiner Installation ins Berlin des beginnenden 18. Jahrhunderts …

 

CM … ungefähr in das Jahr 1710, also in die Zeit unmittelbar vor der Erbauung des Belvedere. Damals wurden im Umland Berlins jede Menge Eichen- und Kiefernstämme gefällt, da man für den Ausbau des Stadtschlosses Stützpfeiler im Boden brauchte, um ein Absinken des Baus zu verhindern. An einem Ende angespitzt, schlug man sie tief in die feuchte Erde, und dort verblieben sie ganze 300 Jahre, ohne zu verrotten. In all der Zeit, in der sie ihr „Darüber“ stützten, hat sich über ihnen einiges verändert: Im Zweiten Weltkrieg zerbombt, ließ die DDR-Führung das Stadtschloss 1950 abreißen und 1973 an gleicher Stelle den Palast der Republik erbauen. Nach der Wiedervereinigung entschied die deutsche Bundesregierung wiederum, diesen sozialistischen Prestigebau abreißen und das Stadtschloss völlig neu aufbauen zu lassen. Erst als vor einem Jahr ein neues Fundament für das Schloss ausgehoben wurde, kamen die vergessenen Baumstämme wieder zum Vorschein. Ich konnte einige dieser Stämme in einer Auktion ersteigern und habe sie nach Wien bringen lassen, um sie nun im Prunkstall auszustellen. Sie sind also Träger im doppelten Sinne: Träger eines Gebäudes wie auch Träger einer sehr speziellen Geschichte. Ihre erste Funktion haben sie verloren, die zweite wird durch die Ausstellung in den Vordergrund gerückt.

 

LZ Am umstrittenen Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses, dessen barocke Fassaden an drei Seiten des neuen Gebäudes repliziert werden sollen, zeigt sich die Problematik einer scheinbar originalgetreuen Rekonstruktion historischer Architektur, die meist auch mit einem Auslöschen von Geschichte und ihrer Spuren einhergeht. Die geschichts-politische Dimension eines solchen Vorhabens wurde in Berlin in Hinblick auf den Umgang mit der symbolischen Tilgung der DDR-Geschichte und dem bruchlosen Anschließen an eine preußische Identität intensiv und sehr kritisch diskutiert. Die Veränderungen, die der Prunkstall über die Zeit erfahren hat, nehmen sich im Vergleich dazu recht harmlos aus. Was hat dich daran interessiert, diese Räume miteinander zu verbinden?

 

CM Mich hat die Idee gereizt, den Prunkstall dadurch zu thematisieren, dass man ihn mit einem anderen Raum kurzschließt, der zur gleichen Zeit und zu ähnlichen Zwecken erbaut wurde, aber dann eine gänzlich andere Entwicklung genommen hat. Vergleichbar mit zwei anfangs parallelen Linien, die sich plötzlich völlig voneinander entfernten, um nun in einem Punkt zusammenzufallen. Die Träger des Stadtschlosses, das es heute nicht mehr gibt, erhalten eine neue Existenz im Raum des Prunkstalls, der die Zeit mehr oder weniger unbeschadet überstanden zu haben scheint. Diese ideelle und materielle Verknüpfung öffnet viele Denkräume. Du hast natürlich Recht, dass der Prunkstall im Vergleich zum Berliner Schloss von ähnlich dramatischen Brüchen verschont geblieben ist. Bei meinen Recherchen für die Ausstellung habe ich allerdings Archivbilder aus den 1980er-Jahren gefunden, die den Prunkstall in ziemlich zerstörtem Zustand zeigen. Da wurde mir klar, dass natürlich auch das Belvedere einige Transformationen durchlaufen hat, bis es in den gegenwärtigen Zustand gebracht wurde. Der Prunkstall hatte beispielsweise verschiedenste Nutzungen, nachdem er als Stall ausgedient hatte: Werkstätte des Bundesdenkmalamtes, Lagerraum (unter anderem für den berühmten Beethoven-Fries von Gustav Klimt, bevor er restauriert und permanent in der Secession installiert wurde), Veranstaltungsraum, nun Ausstellungsraum.

 

LZ Die Baumstammstützen des Stadtschlosses tragen ähnlich komplexe Geschichten in sich wie die Bildtafeln und haben wie du vorher beschrieben hast, einen materiellen Transformationsprozess durchlaufen, der eben mit der Musealisierung einhergeht. Du hast dich entschieden, sie in Form eines skulpturalen Ensembles zu inszenieren, wobei du auch hier in gewisser Weise den Eigensinn der Dinge berücksichtigst und zu bewahren versuchst.

 

CM Ich habe sie bestimmten Behandlungen unterzogen, die das Material transformieren, ohne es an den Punkt zu bringen, an dem es anfängt, schon wieder etwas anderes zu repräsentieren

als sich selbst. Es war mir wichtig, sie als Träger für sich selbst wirken zu lassen und doch auch etwas bislang Verborgenes hervorzuholen, um sie in einen Zustand des Dazwischen zu versetzen. Deswegen sind einige der Stämme völlig unbehandelt, andere wurden zersägt. Natürlich verbindet der Eingriff des Sägens die Stämme auf materieller und gedanklicher Ebene recht dicht mit den Rückseiten der zersägten Bildtafeln. Gleichzeitig legte das Sägen einige der bisher verborgenen Innenseiten der Stämme frei, die ich dann auf verschiedene Arten bearbeitet habe. Die Stämme bekommen so eine Spannung zwischen den Außenseiten, die sehr offensichtlich die Spuren der Zeit tragen, und dem nun aufgewerteten Inneren. Bienenwachs, Schellack, Wocaöl, alles Methoden der Aufwertung des Materials: Schutz, Konservierung und ästhetische Transformation in einem. Jeder aufgesägte Stamm erfährt eine eigene Art der Behandlung, fast so wie ein Durchdeklinieren der Möglichkeiten. Dadurch werden die Objekte auch identifizierbar oder „individualisiert“. Auf der Ebene des Displays wird dies noch einmal verstärkt: Die Stämme, die so lange Zeit das Gebäude über sich stützten, müssen nun selbst gestützt werden. Dabei wird jeder Stamm auf eine charakteristische und unterscheidbare Art gehalten. Für dieses Display werden die auch sonst im Raum verwendeten modernen Materialien eingesetzt: schwarze MDF-Platten und Edelstahl.

 

LZ Das Display des Schaudepots haben die Berliner Architekten Kuehn Malvezzi entworfen, deren Einreichung für den Wettbewerb um das Stadtschloss prämiert wurde. Diese Randnotiz spannt einen weiteren – wenn auch zufälligen – Bogen zwischen dem Wiener und Berliner Kontext.

 

CM Ja, das wurde mir erst recht spät bewusst und erschien mir wie eine Bestätigung für die Relevanz der Entscheidung, diese beiden Kontexte miteinander zu verbinden. Für mich war es jedenfalls sehr naheliegend, für das Display der Baumstämme auf diese nüchternen Materialien zurückzugreifen. Im Schaudepot erfüllt die große schwarze Wand, an der die Bildtafeln hängen, die Funktion einer Unterscheidung: Sie stellt dem Prunkstall, der irgendwo zwischen Original und Kulisse schwebt, eine klare Fläche entgegen, die einen Teil des Raums ausblendet und den Bildern eine Chance gibt, in diesem historisch aufgeladenen Rahmen zu wirken.

 

LZ Das vorher von dir erwähnte Individualisieren der Stämme vor dem Hintergrund ihrer materiellen und symbolischen Transformation ist ein schöner Gedanke und zeugt von der Ambivalenz, die ihnen als Installation in einem musealen Rahmen innewohnt, im Sinne eines Changierens zwischen den Spuren ihrer ursprünglichen Funktion, die sie wie Zeitkapseln in sich tragen, und ihrer gegenwärtigen ästhetischen Anmutung. Das Nachspüren verschiedener Veränderungsprozesse von Material und Bedeutung über die Zeit lässt sich als Leitmotiv deiner Arbeit im und mit dem Prunkstall formulieren. Wenn man den Raum betritt, ist man mit einer Videoprojektion konfrontiert, in der dieses Leitmotiv und andere Referenzen im übertragenen Sinne wieder aufgenommen werden und auch visualisiert sind.

 

CM Das Video ist ein wichtiger Bestandteil dieser räumlichen Erzählung, denn hier sehen wir ein Objekt mitten im Prozess seiner Verwandlung. Es handelt sich um einen Plüsch-Pferdekopf, den ich vor Monaten in eine Quelle gehängt habe, die seit dem Mittelalter dafür bekannt ist,

Dinge zu versteinern. Sie galt bei den damaligen Anwohnern als magisch und verhext, war das Mittelalter trotz des starken Einflusses der Kirche – von dem die Tafelbilder im Prunkstall zeugen – doch auch eine Zeit des Aberglaubens. Im Zuge der Aufklärung wurde sie dann eine der ersten Touristenattraktionen überhaupt. Heute ist der Zugang so stark reglementiert, dass es nicht einfach war, die Genehmigung zu bekommen, etwas hineinzuhängen. Ein Objekt dieser Größe muss bis zu einem Jahr dem Quellwasser ausgesetzt werden, bis es vollständig von einer mineralischen Schicht überzogen ist. Als ich das Video aufgenommen habe, war ungefähr die Hälfte dieser Zeit vergangen und die ursprünglich weiche Oberfläche schon nicht mehr erkennbar. Als materielle Transformation steht die Versteinerung für die Verwandlung von Organischem in Anorganisches, also nicht zum belebten Teil der Natur Gehörendes. In gewisser Weise schließt dieser Prozess also an Begriffe wie Entwesung und Konservierung an, über die wir bereits im Zusammenhang der Tafelbilder und Baumstämme gesprochen

haben. So etwas Liquides wie Wasser hat die Kraft, Materie über die Zeit zu verändern und gleichzeitig zu konservieren. Im Falle der Holzträger unter dem Stadtschloss war ebenfalls die sie umgebende Feuchte der entscheidende Faktor, der sie vor Verrottung schützte.

 

LZ Das Motiv der Versteinerung findet sich als Sonderform der Metamorphose ja schon in der griechischen Mythologie oder auch in der Bibel. Oftmals im Zusammenhang mit dem verbotenen Zurückblicken auf Vergangenes, wie bei Lots Frau, die zu einer Salzsäule versteinerte. Das Video löst also eine Reihe von Assoziationen und Referenzen aus, die deine Installation verdichtet und auf den Punkt bringt.

 

CM Das könnte man so sehen. Und die Wahl des Objekts verschränk das Video noch einmal ganz konkret mit dem Raum und seiner Geschichte: Als Symbol des Prunkstalls ist an prominenter Stelle nämlich seit jeher ein Pferdekopf aus Stuck angebracht.