Galerie Mezzanin

Fortgeschrittene Unsicherheit, Text zur Ausstellung im österreichischen Kulturforum in Prag
Text: Jiri Sevcik, Jana Sevcikova 2007



Ausstellung im österreichischen Kulturforum in Prag
Fortgeschrittene Unsicherheit
14.3 – 26. 4.07

 

Die Bedeutung der Ausstellung von Katrin Plavcak hier vor Ort in Prag ist insbesondere darin zu sehen, dass dieser Akt eine Antwort auf häufig hysterische Schreie über den Untergang der Malerei als eines klassischen Mediums gibt. Katrin Plavcak zählt zu denjenigen wichtigen Vertretern der europäischen Malerei, die der Kunst zur Zeit eine neue Gestalt eingeprägt haben. Vereinfacht spricht man heute über eine Rückkehr zur Realität; es ist jedoch zu bemerken, dass sich MalerInnen wie Plavcak mit mehreren schwierigeren Fragen auseinandersetzen mussten: ob sich die Malerei noch auf eine soziale, politische und kulturelle Umwelt beziehen kann, ob sie zur Figuration und zum Realismus zurückkehren kann, ob sie erneut als etwas ausser sich scheinen kann und vor allem ob sie eine neue Situation, wenn die Wirklichkeit bereits als ein Bild da ist, meistern kann.

Allein die Begeisterung über eine neue Präsenz der Realität ist also ziemlich kurzsichtig, da der Zugang zu der sog. Realität heute kein einfacher Prozess ist. Die Bilder von Katrin Plavcak, wiewohl sie aussehen, dass sie mühelos die äussere Welt ergreifen und alle ihren Formen nutzen können, sind sehr komplex und kompliziert. Sie stellen uns nämlich permanent vor Situationen, die an sich nicht einfach verständlich sind. Um ihre „Realität“ zu erfassen, muss sich Plavcak mit diversen Verweisen auf übernatürliche Geschichten aushelfen. Erst diese in das Bild eingebrachten narrativen Momente schaffen ein neues Verhältnis zur Realität. Plavcak bietet uns daher keine schlichte Befriedigung und kein sofortiges Erlebnis einer schwer fassbaren Situation an, sondern erst wenn sie darin auch ihre obsessiv ausgesuchten „Wahnideen“ – Mythen, Tierwelt, extraterestriale Wesen, Science-fiction-Kreaturen, Utopien, Horrors und Katastrophen – einbezieht, können wir uns ihr annähern und ihr glauben.

Den Wahnbildern gehört auch ein unheimliches, traumatisches Moment an, das ebenfalls keine unmittelbare Reaktion ist, sondern andauert und sich sowohl auf die Vergangenheit als auch auf die Zukunft bezieht. Die Bilder von Katrin Plavcak stellen deshalb keine triviale „analoge Kontrarevolution“ dar, sondern ein neues, kompliziertes Ganzes, das die gesamte Erfahrung der postmedialen Welt umfasst.
Katrin Plavcak, geboren in Gütersloh, Deutschland, studierte an der Akademie der bildenden Künste in Wien in einer Meisterklasse von Prof. Sue Williams. Mehrere Preise, u. a. Woman Art Award, Anton Faistauer Preis, Georg Eisler Preis wurden ihr verliehen; 2005 absolvierte sie das International Studio and Curatorial Program in New York. Sie lebt und arbeitet in Berlin. Ein kostenlos erhältliches Plakatolog bringt eine Auswahl aus ihrer umfangreichen Ausstellungstätigkeit.