Zur Ausstellung: geheimes Leben / Stadtgalerie Schwaz, Palais Enzenberg / Schwaz 2006
Text: Eva Maria Stadler 2006
We are all astronauts
Buckminster Fuller nannte sie eine ´Bedienungsanleitung für das Raumschiff Erde’, eine Sammlung von Aufsätzen, theoretischen Abhandlungen und Pamphleten für den Umgang mit und für die Planung von Welt. Nur kurze Zeit vor der Mondlandung verfasst, wurde dieses Buch zu einer wichtigen Auseinandersetzung mit einer neuen Perspektive, einem Blick von außerhalb.
Es sind oft Aliens, fremdartige Gestalten oder Monster, die die Bilder und Raumbilder von Katrin Plavcak bevölkern. Rätselhafte Wesen mutieren zwischen fantastischen Bildfindungen und Figuren aus Horror- und Science Fiction Filmen. Weit aufgerissene Augen starren einen an, suchen den Weg aus dem Bild.
Katrin Plavcak greift auf Motive aus diesen Genres nicht zuletzt auf Grund einer verschobenen Perspektive, auf den distanzierten Blick zurück. Besonders deutlich wird dies, wenn die Künstlerin ihre Bilder mit Zeichnungen, Objekten und
Skulpturen in räumlichen Anordnungen zusammenführt. Kulissenhafte Modelle von Röhren, polymorphe Körper, utopische Architekturen und netzartige Strukturen, wie die der Geodesic Domes setzt sie vor ihre Bilder, konfrontiert sie miteinander, bringt ihre mediumsspezifischen Qualitäten zur Sprache. Die Gemälde Katrin Plavcaks erzeugen auf diese Weise Parallelwelten, Welten in denen Verschiebungen und Ausweitungen von Grenzen einen dynamischen Prozess des Schauens, des Zuschauens in Gang setzen. Das Zuschauen könnte eine Aktivität sein, ’eine Aktivität welche die, denen man zuschaut, auf den Sprung bringt, oder: ändert’, wie Peter Handke, in den ’Spuren der Verirrten’ schreibt. Diese Form der Dynamik erreicht Katrin Plavcak mit der Differenz der Zeichen zueinander. Sie zwingt den/die Schauer/in innerhalb und außerhalb des Bildes zu sein. Der Imagination und Illusion der Bildwelten steht die Präsenz der Objekte und Modelle gegenüber. Katrin Plavcak gibt mit der unabdingbaren Verquickung von Nähe und Distanz Einblick in die eigenen
Arbeitsbedingungen, in die Arbeit mit malerischen Effekten und räumlicher Dekonstruktion.
Helmut Draxler spricht in seinem Manuskript zu dem Film ’Time Code’ von Mike Figgis, von ’Entfremdungsgewinn, als grundlegender Voraussetzung von Kritik und antiidealistischer ästhetischer Erfahrung.’ Nicht das Lamento über neoliberale Individualisierungsnöte sondern ein mehr an Distanz in der Entfremdung wäre produktiv für einen kritischen Blick. Für Katrin Plavcak scheint genau diese Entfremdung von Bedeutung zu sein, wenn sie über den ikonographischen Kanon des Weltraums hinaus, stets Brüche und Dissonanzen in der eigenen Bildsprache implantiert.